Früher war ich meine beste Kundin: Jede Woche habe ich mir ein neues Mixtape aufgenommen.
Das war ein super Training fürs Auflegen. Wirklich gerne habe ich bei der Aktion #MaiMixtape von FluxFM und dem #TapeTrade von Anna mitgemacht, coz` it´s tape time!
Flash back twenty five years back to the start
Die 90er sind zurück und daher machen wir coolen Kids jetzt auch wieder Mixtapes, haha.
B to BI – No Cities to Love? ist der Titel meines #MaiTapes.
Genau, bei dieser Zusammenstellung geht es um Bielefeld und Berlin, die zwei prägenden Orte für mich bisher. Von Mutters Karriere als Testesserin bei Dr. Oetker, über gruselige Gestalten in der U-Bahn bis zu den über allem stehenden Heldinnen und Ikonen. Soviel sei verraten: Mein Mixtape beginnt mit Hilde Knef und endet mit einer schimpfenden Courtney Love. Dazwischen gibt es u.a. Doctorella, Christiane Rösinger, Stockholm, Ideal und Punk Soul Loving Bill zu hören.
Moderator Sascha Schlegl ist ein sympathischer (und am Aufnahmetag leicht verkaterter?) Typ, mit dem ich wirklich gerne quatsche.
MixTape in return: Good Stuff
Die FluxFM-Aktion ist eine Tauschveranstaltung: Du sendest ein Tape hin und du bekommst von einer anderen Person ein Tape zurück. Ich bekam Post von Marie aka Koboldmädchen, über die ich mich freute. „Good Stuff“ heisst ihr Werk und ich dachte sofort an den gleichnamigen Kelis-Track. Als der Song veröffentlicht wurde, war Marie 3 Jahre alt, vielleicht ist er daher nicht auf dem Tape?
Macht aber nichts, auf dem #MaiMixtape der Stuttgarterin befindet sich eine Indie-Mischung, die mir gute Laune macht und mich mitswingen lässt. Mit Ratatats „Loud Pipes“ beginnt Maries Mixtape, dann geht es über zu Powers („Beat Of My Drum“) und endet mit dem Cash Candy-Song „Lee Disco“ im Andy Korg RMX. Dazwischen gibt es noch z.B. I Heart Sharks oder auch The Dø. Das Tape hält, was der Titel „Good Stuff“ verspricht – noch einmal ein dickes Danke an Marie.
Gute Mixtapes erzählen Geschichten
Anna gehört zu den Twitter Peeps, mit denen ich im RL eine Freundschaft aufgebaut habe. Sie ist die Initiatorin des #TapeTrade und ich sagte zu, da ich
a) Lust auf das Mixen eines weiteren Tapes hatte
b) glaube, dass Anna nur nette Menschen in die Gruppe eingeladen hat.
Ikonen und Irritationen…
… so lautet der Titel meines #TapeTrade-Werkes. Der Bogen reicht von Bleached über Britney Spears bis zu Hole und Stockholm (sie und die Rösinger gehören auf jedes gute Tape). Dazwischen gibt es z.B. noch Boomkat, Björk und Marilyn Manson. Es ist eine vielseitige Mischung, die meine persönliche Geschichte nachzeichnet, inklusive meiner Entscheidungen vegan, queer zu leben und zu lieben sowie feministisch zu agieren.
Das Booklet habe ich auf gold gedruckt (Gold is ma Lifestyle, yo) und einen kurzen Brief beigelegt. Hier die (halb-) öffentliche Reaktion der Empfängerin:
„…muss ich ehrlich kotzen“
Ich habe nicht schlecht gestaunt, als ich mein Tape mit diesem Kommentar in der geschlossenen facebook-Gruppe (150 Mitglieder) gesehen habe.
Die Frau, die sich das Tape auf die Arbeit hat schicken lassen und unter einem Pseudonym bei facebook angemeldet ist, habe ich durch MEINE Selbstzuschreibungen fast zum Kotzen gebracht. Und ich dachte immer, mensch kann sich die eigenen Zuschreibungen selbst aussuchen. Hatten wir das nicht gerade größer im Trans*-Kontext erörtert? Fazit: Jede*r darf sich sein Pronomen aussuchen oder auch sagen, dass 1 keins möchte. Da habe ich wohl einiges falsch verstanden (#mylifemychoice), denn „So viele falsche Identifikationspunkte.“ Aha.
CSU/AfD- oder doch eher Antifa-Geschreibe?
Ich kenne die Schreiberin des Posts nicht. Solche allgemeinen Aussagen über Personen, die nicht persönlich bekannt sind, treffen meist nur „radikale Denker*innen“, egal aus welchem Lager. „So viele falsche Identifikationspunkte.“ – könnte bei der CSU oder der AfD auf einem Schild stehen – oder auch auf einem Antifa-Blog.
Kurz: Fast täglich werde ich marginalisiert, auch ganz ohne Selbstverortung. Es reicht schon rothaarig zu sein und einen vom Standard abweichenden Körper zu haben. Das eine vermeintliche jüngere Frau genauso konservativ in ihren Ansichten ist, wie meine weißen und männlichen Kollegen, bringt mich dann doch ins Nachdenken.
Kauf` dir Magentabletten und Kotztüten
Ich weiss nicht, ob sie sich getraut hätte, mir ihre Einschätzung ins Gesicht zu sagen (du hast die Chance im Juli, können wir alles noch nachholen) oder ob das nur so ein schnell getippter Troll-Post war. Es muss um den Wunsch nach öffentlicher Aufmerksamkeit gehen, denn sie hat meine Mail- und Blogadresse vorliegen, sie hätte mir „viel Liebe an die Erstellerin“ auch direkt senden können.
Wie dem auch sei: Liebe (fast) anonyme Empfängerin: Behalte „viel Liebe “ für dich, du scheinst sie dringend zu benötigen. Und kauf` dir Magentabletten und Kotztüten – wer weiss, wann du das nächste mal eine queer feministische Veganerin triffst, die sich nicht hinter anonymen Pseudonymen versteckt.
Mir hat das Mixen der Tapes viel Spaß gemacht, seine Empfänger*innen kann mensch sich nicht aussuchen – wusste schon Madonna. Oder so.
Wer mag, kann gerne am kommenden Sonntag, den 25.06., ab 10 Uhr FluxFM einschalten. Da spreche ich über mein #MaiMixtape.