Das zweite Album ist bekanntlich das Schwierigste, besonders wenn man die rekordhaltende Sängerin ist, die sieben Nummer-eins-Hits in England in Folge hatte. Jess Glynne hat sich der Herausforderung gestellt und am Freitag (12.10.) erscheint ihr neues Album „Always In Between“.
Ich hatte die Chance, Jess für ein Interview in Berlin zu treffen. Wir hatten ein interessantes Gespräch über die neue Platte, ihren überraschend einfachen Tipp für schnelle Erholung und das Verhältnis zu ihren Fans. Die Britin war, trotz engen Interviewplans, sehr aufmerksam. Sie schenkte mir vor dem Gespräch ein Glas Wasser ein, bevor wir uns zusammen auf eine Récamière setzten.
PAMH: Dein erstes Album „I Cry When I Laugh“ war ein riesiger Erfolg. Die Erwartungen sind jetzt ziemlich hoch. Wie waren die Aufnahmen für das zweite Album?
JG: Es war zu Beginn definitiv eine angsteinflössende Angelegenheit. Ich brauchte einige Anläufe im Studio und Ende letzten Jahres hat es dann endlich geklappt. Es dauerte einen Moment, bis mir klar wurde, wie ich klingen wollte und was die Botschaft ist.
PAMH: Und was ist die Botschaft?
JG: Wir machen alle ähnliche Erfahrungen im Leben, gehen durch Höhen und Tiefen. Fühlen uns manchmal allein. Für mich persönlich geht es darum, dass wir lernen uns selbst lieben und uns akzeptieren, so wie wir sind. Sich in seiner eigenen Haut wohl zu fühlen ist enorm wichtig und manchmal echt schwierig.
„Ich habe konstant mit mir selbst gekämpft“
PAMH: „Always In Between“ lautet der Albumtitel. Zwischen welchen Polen befindest du dich?
JG: Der Titel beschreibt meine letzten vier Jahre sehr gut. Seit der Veröffentlichung von „Rather Be“ hat sich mein Leben vollkommen geändert. Pausenlos war ich unterwegs, Anfragen kamen aus allen Richtungen. Ich habe konstant mit mir selbstgekämpft, da ich es allen recht machen wollte. Ich war quasi immer im Dazwischen, hatte echte Höhen und Tiefen. Selbstfürsorge musste ich lernen und auch eigene Unsicherheiten anzunehmen.
PAMH: Ich habe das Logo vom neuen Album erst für einen Vogel gehalten…
JG: …es ist eine Blume. Die Paradiesvogelblume steht für Glück. Ich bin ein zuversichtlicher Mensch, ich versuche immer das Gute zu sehen. Es gibt natürlich auch Tage, an denen ich mich richtig schlecht fühle und ärgere. (Jess ergänzt in schönstem Cockney Englisch: We are all going through some sh*t sometimes.). Das Logo erinnert mich daran, dass wenn es mal wieder schlecht läuft, es nur besser werden kann.
PAMH: In dem Song „Thursday“ singst du über Unsicherheiten, Selbstzweifel und Trennungen. Wie gehst du damit um?
JG: Der erste Schritt ist die Selbstakzeptanz. Erst wenn man sich selbst akzeptiert, kann man auch für sich einstehen.
PAMH: „Rollin“ klingt erstmal ein tanzbarer Popsong, aber eben nicht nur…
JG: „Rollin“ ist ein Song darüber, dass man das kriegen sollte, was einem zusteht. Nimm mich wie ich bin und spiel` keine Spiele mit mir.
PAMH: Du hast einen vollen Plan: Promowoche, danach eine lange Tour durch Europa und die USA. Wie hälst du dich fit?
JG: Viel Wasser trinken und schlafen. Und natürlich ist gutes Essen wichtig. Man muss einfach auf seinen Körper hören. Ab und an auch mal alle Fünfe gerade sein lassen und ein Glas mit Freunden trinken.
PAMH: Kylie Minogue schwört auch auf Wasser.
JG (lacht): Wasser ist der Schlüssel.
PAMH: Du hast eine große Tour vor dir. Was ist der beste Moment bei einem Konzert?
JG: Oh, da gibt es viel. Das Adrenalin vor der Show. Wenn die Menschen deine Songs mitsingen. Und auch der Moment nach der Show, wenn alles ruhig ist und die Eindrücke sich setzen.
„Abstand ist wichtig. Sie sind nicht meine Freunde“
PAMH: Du hast Fans auf der ganzen Welt, einige haben sich sogar Songzeilen von dir tätowieren lassen. Wann fühlst du dich wohl mit deinen Fans und ab wann ist es zu viel?
JG: Ich freue mich immer, meine Fans zu treffen und mir ihre Geschichten anzuhören. Manchmal ist es schon komisch, wenn sie mir ihre Tattoos zeigen, aber es ist ihr Körper und ihre Entscheidung. Es ist schön, dass ich so viele Menschen mit meiner Musik erreiche. Aber es ist wichtig, eine Linie zu ziehen, denn sie sind nicht meine Freunde. Etwas Abstand zu halten ist sehr wichtig.
PAMH: Wenn du raus gehst, zu welchem Song musst du tanzen?
JG: (summt vor sich hin).
PAMH: Mary J. Blige.?
JG: Ja! Mary J. Blige, aber wie heißt der Song noch mal?
Assistentin 1: Ich google es schnell. „Family Affair“.
JG: Ja, genau. Ich tanze immer wenn „Family Affair“ läuft.
PAMH: Du hast vor einiger Zeit Donatella Versace getroffen. Wie war es?
JG: Ich wurde zu diesem besonderen Event eingeladen und es war einfach super. Donatella ist eine liebenswerte und interessierte Person, die einem zuhört. Sie arbeitet sehr hart und hat all meinen Respekt. Es war wirklich toll, sie zu treffen und von ihr eingekleidet zu werden.
PAMH: Was machst du in 10 oder 20 Jahren?
JG: Das werde ich öfter gefragt, aber soweit plane ich nicht. Es ist gut Ziele zu haben, aber ich weiß wirklich nicht, wo ich in 10 oder 20 Jahren bin und was ich mache. Ich bin dankbar über jeden guten Tag, den ich habe.
PAMH: Vielen Dank für das Interview.
Passend zum Release von „Always In Between“ gibt es am Freitag eine Verlosung hier auf dem Blog. Wer Jess Glynne live erleben will, kann sich jetzt Tickets für ihre Tour besorgen. Im März 2019 tourt die Britin durch Deutschland.