Gestern feierte der britische Film „The Party“ auf der Berlinale Weltpremiere und ich war dabei. Der Wettbewerbsfilm ist eine kammerspielartige Komödie, die in schwarz-weiss gedreht wurde und erstklassig besetzt ist.
Worum geht es?
Janet (Kristin Scott Thomas) hat gerade den begehrten Job als Gesundheitsministerin bekommen und lädt daher zu einem kleinen, privaten Empfang ein. Ihr Mann Bill (Timothy Spall) sitzt apathisch im Sessel und lauscht alten Jazz- und Blues-Platten. Zu Besuch kommen Janets lesbische Schwester Martha (Cherry Jones) und ihre schwangere jüngere Lebensgefährtin Jinny (Emily Mortimer). April (Patricia Clarkson, großartig!), Janets alte Freundin mit der spitzen Zunge, und ihr esoterisch geprägter Lebensgefährte Gottfried (Bruno Ganz) bereichern den Abend genauso wie der Ehemann von Janets Assistentin und Kokskopf Tom (Cillian Murphy).
Es hätte so gemütlich werden können…
Der Abend hätte eine nette Plauderrunde bei Champus und Canepés werden können, wäre Bill nicht mit der Diagnose „Unheilbar krank“ herausgeplatzt.
Das ist der Startschuss für Offenbarungen, Anfeindungen und Liebesbekenntnissen in Albeeschen Ausmaßen.
Regisseurin und Autorin Sally Potter scheint sich für diesen kurzweiligen Film intensiv mit „Who`s Afraid of Virginia Woolf?“ auseinandergesetzt zu haben. Das Theaterstück aus dem Jahr 1962 und der Film verhandeln beide ähnliche (Beziehungs-)Themen auf engem Raum, haben eine Figur die Martha heisst sowie eine Figur, die für den Verlauf der Handlung prägend ist, aber nicht anwesend.
„The Party“ im Bechdel-Test
Der berühmte Bechdel-Test besteht aus drei einfachen Fragen und zeigt auf, welchen Stellenwert die Frauen im Film haben und ob sie stereotyp dargestellt werden.
1. Gibt es mindestens zwei Frauenrollen?
Ja, es gibt vier Frauenrollen und drei Männerrollen.
2. Sprechen sie miteinander?
Ja, das tun sie.
3. Unterhalten sie sich über etwas anderes als einen Mann?
Ja, von künstlicher Befruchtung bis Mord sind viele Themen vertreten.
Fazit: „The Party“ hat den Bechdel-Test mit Bravour bestanden.
Smart, sehr witzig und mit interessanten Frauenrollen, so würde ich „The Party“ zusammenfassen, auf jeden Fall sehenswert.
P.S.:
Mein Lieblingszitat sagt April zu Martha, die ihre Wohnung zum außerehelichen, amoralischen Liebesspiel zur Verfügung gestellt hat:
„You are a first class lesbian, but a second class thinker.“