Fletcher ist meine Tik Tok-Entdeckung des Jahres. Vor vier Wochen hat sie ihren neuen Song „girls, girls, girls“ veröffentlicht, dessen Hook wir alle kennen. Endlich wird der erste, durchaus kontroverse Songs von Katy Perry zu dem was er eigentlich immer hätte sein sollen: Eine empowernde sleazy Hymne für alle queeren Menschen bzw. Frauen.
Wer ist FLETCHER?
Cari Elise Flechter ist eine der Musiker:innen der „new school of queer and cool“, wie ich sie nenne. Sie ist US-Amerikanerin, Jahrgang 1994 und macht seit 2015 solo Musik. Neben Hayley Kiyoko, mit der sie gerade das Duett „Cherry“ veröffentlicht hat, gehören meiner Ansicht nach Zolita, King Princess und girl in red zu der „new school of queer and cool“. Super, dass immer mehr nicht-hetereosexuelle Musikerinnen sichtbar werden.
Wichtig: Lesbische bzw. nicht-heterosexuelle Sichtbarkeit
Immer mal wieder höre ich den Podcast „Busenfreundin“, in dem es hauptsächlich um lesbisches und queeres Leben geht. Zwei Dinge fallen mir wiederkehrend auf, wenn ich Moderatorin Ricarda, die fünf Jahre jünger ist als ich, zuhöre: Sie erzählte mehrmals, dass sie starke Probleme mit ihrem Outing hatte und dass sie sich mehr Vorbilder gewünscht hätte. Ich persönlich kann das nur in kleinen Teilen nachempfinden, da ich früh meine Peer Group im echten Leben fand, z.B. durch Besuche von queeren Parties oder meinem Schüler:innenpraktikum beim Frauenkulturzentrum Bielefeld e.V.
Ricardas Geschichte steht bestimmt für viele Menschen, da u.a. ihr „Busenfreundin“-Podcast mit über 1,3 Mio Abrufen seit der ersten Folge (Quelle: https://ricardahofmann.de/podcast) sich großer Beliebtheit erfreut. Für 2022 ist sogar eine Tour mit Moderatorin Ricarda, ihrer vermeintlichen Freundin und Princess Charming, Irina Schlauch sowie Princess Charming-Kandidatin Miri geplant. Diverse Sichtbarkeit ist wichtig, da der Abgleich mit dem Ich und dem Außen, also der Gesellschaft, ein wichtiger Prozeß in Kindheit und Jugend ist. Also Danke an alle FLETCHERs und Co., dass ihr da seid, strahlt und echt gute Musik macht.
„girls, girls, girls“ vs. „I kissed a Girl“
FLETCHER veröffentlicht regelmäßig Inhalte bei Instagram und Tik Tok. Dort erzählte sie, dass sie in der Mittelstufe war, als sie zum ersten mal „I kissed a Girl“ von Katy Perry im Radio hörte und ihr klar wurde, dass sie an Personen des eigenen Geschlechts interessiert ist. Dieses erwachende Interesse besingt sie in „girls, girls, girls“:
Girls, I got girls, only girls
Going wild in my mind (…)
FLETCHERs Fazit ist ein gänzlich anderes als das von Katy Perry im Jahr 2008, die damals sang:
I kissed a girl and I liked it
The taste of her cherry chap stick
I kissed a girl just to try it
I hope my boyfriend don’t mind it
In „girls, girls, girls“ heisst es:
I kissed a girl and I liked it
Sipped her like an old fashioned (ah-ah-ah)
I kissed a girl and she liked it
It’s better than I imagined
Wie vor vielen ersten Küssen, waren beide Protagonistinnen aufgeregt, die eine mochte es sehr, die andere sorgte sich nur um ihren Boyfriend. Katy Perry stand 2008 sehr in der Kritik, ihr Interesse an Frauen nur des Profits und der Aufmerksamkeit wegen vorzuspielen. Dafür gibt es auch einen Fachbegriff: der sogenannte „t.a.t.u.-Effekt“. FLETCHER hingegen ist seit einigen Jahren mit einer Fotografin und YouTuberin zusammen, sie ist out & proud.
Und was hat es mit dem „Old Fashioned“ und Taylor Swift auf sich?
„Old Fashioned“ ist ein Whiskey-Cocktail, den FLETCHER in dem Song erwähnt, siehe oben. In einem ihrer Reels erzählt FLETCHER die Geschichte zu der Drinkauswahl: Sie war auf Taylor Swifts Geburtstagsparty (Wow! Und: Warum?! Gay Connection?!?) und fragte die Gastgeberin, was sie trinke. Die Antwort lautet, richtig, einen Old Fashioned. Diesen Drink erwähnt Taylor auch in „Getaway Car“, einem der mehreren, vermeintlichen Songs über Karlie Kloss.
Eine schöne Getränke-Geschichte am Rande, die mich, trotz aller Liebe zu Taylor Swift, den Frauen und den Getränken mit Prozenten nicht zu einer Whiskey-Liebhaberin werden lässt.
Ein weiterer Anspieltipp, neben „Cherry“ von FLETCHER ist „Bitter (feat. Kito)„.