Sommerzeit ist die stressigste Zeit für alle Menschen, die ihren Körper nicht gerne öffentlich zur Schau stellen – und unfreiwillig bewerten lassen. Eine der großen Herausforderungen ist es, als dicker Mensch Eis, oder gar ein großes Eis mit Extras, in der Öffentlichkeit zu essen. Abschätzige Blicke und Getuschel sind das eine, abwertende Bemerkungen, die auch schnell zu offenen Anfeindungen werden, das andere. Gut, dass es das Buch „Fa(t)shionista“ von Magda Albrecht gibt, das mit dem Mythos aufräumt, dass nur ein dünner Körper ein gesunder Körper ist. Und die dazu rät, auch mal ein großes Eis mit Sahne und Streuseln zu essen.
Heute schon genug Protein und möglichst wenig Carbs zu dir genommen?
„Fa(t)shionista – Rund und glücklich durchs Leben“ von Madga Albrecht ist ein Must-Read. Der Titel verrät es schon: Albrecht beschreibt ihr Leben als dicker Mensch. Gut, dass die Sängerin und Bloggerin nicht auf den Mund gefallen ist. Außerdem führt sie Studien an, die Nahe legen, dass Übergewicht gar nicht der Grund für beinahe alle Krankheiten ist, wie es uns gerne suggeriert wird.
Wir alle sollen uns ständig optimieren und fangen bitte bei dem offensichtlichen an: Unseren Körpern.
Kopflose Dicke
Die Autorin greift wichtige Fragen auf: Warum werden dicke Menschen von SPIEGEL bis taz immer kopflos abgebildet? Warum werden dicke Menschen bei der Stellenbesetzung immer noch benachteiligt? Wer verdient an Abnehmmitteln? Was können wir gegen den Körperhass tun, der das gesamtgesellschaftliche Klima dominiert?
Mutmach-Magda vs. Miesmach-Magda
Magda Albrecht hat umfangreich recherchiert und lässt uns an ihren inneren Kämpfen „Mutmach-Magda vs. Miesmach-Magda“ teilhaben. Natürlich gehen nicht alle fiesen Kommentare oder herabwürdigende Bewertung ihres Körper z.B. auch durch Ärzt*innen immer spurlos an ihr vorbei. Sie schreibt unverblümt und lässt uns, die Leser*innen, ganz nah an sich heran. Zudem verzichtet sie oftmals auf Fachtermini und ermöglicht so Menschen mit verschiedenen Wissensständen die Lektüre.
Von Maite bis Roxane: Pop-Referenzen
Magda Albrecht und ich mögen beide Musik (wie ungefähr Millionen andere Menschen auch, haha) und hörten auf Klassenfahrt dieselbe Musik: Tic Tac Toe und die Backstreet Boys. In den 90ern war auch die Kelly Family auf ihrem Zenith, Albrecht schreibt: „Maite Kelly war das erste dicke Mädchen, das ich auf einer Bühne sah.“
Sichtbarkeit stärkt. Später trat dann Beth Ditto in unser aller Leben, die sich selbst als „fett, laut und nerdy“ beschreibt. Natürlich blickt die Journalistin über den weißen Tellerand hinaus: Die Autorin Roxane Gay oder auch die „Precious“-Schauspielerin Gabourney Sidibe sind zwei schwarze dicke Frauen, die unterschiedlich mit ihren Körpern umgehen. Letztere hat sich einer Magenoperation unterzogen. Jede Frau hat die Entscheidungsgewalt über ihren Körper. Immer und bei allen Themen. Von Abnehmen bis Abtreibung. Viele Grüße nach Irland an dieser Stelle!
„Fa(t)shionista“ ist ein Buch, das als Appell für mehr Selbstakzeptanz und #Bodypositivity verstanden werden kann – und die Autorin weiss auch, dass das leichter gesagt als getan ist. Danke dafür.
Mein Wunsch ist: Dieses Buch sollte Schullektüre werden. Es würde eine neue Diskussionsgrundlage schaffen und vermutlich auch Mobbing vorbeugen.
Ein Fazit ist: Nicht der dicke Körper per se, sondern der Stress, der damit verbunden ist, macht krank.
Selbstermächtigung und -ermutigung zum Weiterlesen
Wer weitere Lesetipps rund um Körper, Körperbilder und Selbstermächtigung haben möchte, dem kann ich spontan diese Bücher empfehlen: „Fleischmarkt“ von Laurie Penny, „WE“ von Gillian Anderson und Jennifer Nadel, „Untenrum frei“ von Magarete Stokowski.
Hallöchen du,
gerade erst gesehen, dafür umso mehr gefreut 🙂
Danke für deine lieben Worte zu meinem Buch!
Viele Grüße von
Magda