Never meet your heroes
Im Kopf und auf den Konzerten ist alles schön, doch wie ist es, wenn mensch große Held*innen und Musiker*innen bei einem Interview kennenlernt? Bei mir sind schon Welten zusammengebrochen, oder aber die Verbindung ist noch größer geworden, da das Gespräch so gut lief und sich die Hoffnungen und Vermutungen bewahrheiteten.
Garbage touren gerade mit ihrer neuen Platte „Strange Little Birds“ über die Festivals dieser Welt. Shirley Manson zählt seit „Only happy when it rains“ zu meinen Heldinnen. Umso aufgeregter war ich, als ich Shirley einmal nicht von vor der Bühne, sondern direkt auf Augenhöhe treffen sollte. Das Interview erschien am Freitag, den 1. April 2005 in der Neuen Westfälischen.
Köln. Shirley Manson eilt der Ruf voraus, keine einfache Interview-Partnerin zu sein. Doch diesmal hört man die Schottin schon vor der Tür ihrer Hotelsuite in Köln laut lachen. Die neue „Garbage“-CD „Bleed Like Me“ erscheint in Kürze. Unsere Mitarbeiterin Nina Wüllner sprach mit der 38-jährigen Sängerin.
In den letzten Jahren war es sehr ruhig um „Garbage“. Was haben Sie gemacht?
Wir haben versucht, eine neue Platte aufzunehmen, hatten aber unglaubliche Probleme dabei. Zum ersten Mal seit zehn Jahren gingen wir mit einem fremden Produzenten ins Studio. Das funktionierte gar nicht.
Wir haben uns eine Auszeit voneinander genommen.
Womit haben Sie sich stattdessen beschäftigt?
Ich bin immer etwas beschämt, wenn Leute mich danach fragen. Ich mache einfach nicht viel. Ich sehe mir Filme an, lese Bücher, gucke Basketball und fahre Fahrrad.
Ich habe gehört, dass einige „Garbage“-Mitglieder schwer krank waren
Ja, das stimmt. Ich hatte nur eine Stimmband-OP, aber Butch, der Drummer und Produzent, war dem Tode nah. Er hatte Hepatitis A. Es war beängstigend.
Was unterscheidet „Bleed Like Me“ von anderen „Garbage“-Alben?
Das neue Album ist gitarrenlastiger als die Platten davor. Es gibt nur sehr wenige Samples und Babyloops. Es ist unsere energetischste Platte. Zu dem Titelsong Bleed Like Me“ hat mich der Film „Dreizehn“ inspiriert.
Es gab Gerüchte über ein Duett mit Ihnen und Marilyn Manson…
Wir haben wirklich was zusammen aufgenommen. Er ist sehr nett, und wir hatten eine gute Zeit. Aber ob dieser Song jemals die Öffentlichkeit erreichen wird… Ich glaube nicht (lacht).
Was interessiert Sie mehr: Musik zu machen oder Texte zu schreiben?
Ich möchte meine Wahrheit sagen, den Menschen zeigen, wie ich das Leben sehe. Der Titel “Bleed Like Me“ ist ein Appell an die Menschlichkeit. Vergiss nie, dass andere Menschen dieselben Ängste und Schmerzen haben wie du.
„Gender“ scheint für Sie ein wichtiges Thema zu sein, Sie schrieben mehrere Songs darüber. Welche Bedeutung hat die Sexualität in unserer Gesellschaft?
Ich denke, dass diese Rollenbilder, diese Stereotypen, die wir vermittelt bekommen, einen großen Einfluss auf uns haben. Sie sind sehr zerstörerisch und enttäuschend. Der Song Sex “Is Not The Enemy“ ist mein Statement gegen die Bush-Regierung. Sie geben viel zu wenig Geld für die Aufklärung junger Menschen aus, stattdessen machen sie Krieg. Die Homo-Ehe ist verboten, Abtreibung ein Tabuthema. Sexualität wird einfach instrumentalisiert.
Ich bin kein sesshafter Mensch
Leben Sie derzeit in den USA?
Nein, ich habe lange Zeit dort gelebt und gearbeitet. Ich bin kein sesshafter Mensch. Ich bin in den letzten Jahren oft umgezogen und wohnte zuletzt in dem Gästehaus eines Freundes.
Sie haben Ihr Aussehen in den vergangenen Jahren immer wieder stark verändert.
Ich bin eine extreme Person und musste als mittlere von drei Schwestern immer hart um Aufmerksamkeit kämpfen. ,,Cool“ war ich nie. Die, coolen“ Kinder in der Schule machten mir das Leben zur Hölle.
Die neue „Garbage“-CD , Bleed Like Me“ (Warner Music) erscheint am 11. April. Live spielt „Garbage“ am 3. April bei der „ 19. Rocknacht“ in Köln. Weitere Informationen im Internet unter der Adresse: www.garbage.com.
Ich gehe mal davon aus, dass das Weltbild nicht eingebrochen ist. 😉
Nein, ist es nicht! 🙂