„Meine Musik ist rau und sexy“ – Juliette Lewis im Interview

„Fight a good fight“ war der Ratschlag, den mir Juliette Lewis bei unserem Interview in Bochum gab. Wir redeten über das Leben in Hollywood, gute Partysongs und übers Küssen. Juliette war sehr witzig, interessiert und zuvorkommend. Ich durfte mir sogar einen Song wünschen und wählte „Pray for the Band Latoya“. Das Konzert nach dem Interview war ein einziges Gemenge, da kennen die Bochumer*innen nichts. Punk im Pott, Pogo or Die.
Der Artikel am 19. Dezember 2006 in der Neuen Westfälischen.

 

Bochum. Nein, so sehen Hollywood-Stars für gewöhnlich nicht aus: zersaustes Haar, Polyesterhose, eine Tasse Tee in Händen. Juliette Lewis (33) wurde für ihre Rolle in Scorseses „Kap der Angst“ für einen Oscar nominiert, brillierte etwa auch in „Natural Born Killers“, doch sie schreitet nicht mehr über die roten Teppiche zur Filmpremiere. Lewis hat die Bühne für sich entdeckt. Mit ihrer Band „The Licks“ tourt die US-Amerikanerin rund um die Welt, um ihr zweites Album „Four on the Floor“ zu präsentieren. Unsere Mitarbeiterin Nina Wüllner sprach mit Juliette Lewis.

Juliette, beschreiben Sie doch einmal kurz, wie Ihre Musik klingt.
Sie ist aufregend, dreckig, rau und sexy – einfach Rock’n’Roll.

Was sind die Vor- und Nachteile Ihres neuen Rockstarlebens?
Ich erfülle mir einen großen Traum. Ich kann meine eigenen Songs schreiben, mich und die Band immer wieder vor neue Herausforderungen stellen. Ich liebe es, auf der Bühne zu stehen und zu rocken. Leider sehe ich meine Familie kaum, wenn ich auf Tour bin, da gibt es ab und an schon sehr einsame Momente.

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Vermissen Sie manchmal Ihr luxuriöses Hollywood-Leben?
Die Menschen denken immer, dass mein Leben glamourös war, aber ich habe hart bei anstrengenden Filmprojekten mitgearbeitet. Aber es stimmt schon, beim Filmen verdient man mehr als beim Musik machen, was für mich aber auch völlig in Ordnung ist. Ich fühle mich besser als je zuvor.

Was mögen Sie am meisten am Tourleben?
Mit meiner Band unterwegs zu sein, Quatsch zu machen und tolle Konzerte zu spielen. Das Publikum gibt mir Kraft, ich schaue in die Gesichter und vergesse sie für Tage nicht. Mein Lieblingsfan ist ein Deutscher, er hat lustige Koteletten und das schönsten Lächeln der Welt. Ich freue mich immer, ihn im Publikum zu sehen.

Juliette Cover komplett

Was war die schlimmste Party, auf der Sie je waren?
Davon gab es viele (lacht). Wir waren auf dieser Party in Kopenhagen (zu den MTV Europe Music Awards, Anm. d. Red.) und das war richtig schlimm. Alles war in Weiß, und sie spielten nur Techno.

Zu welchen Songs hätten Sie denn gerne getanzt?
Zu Disco- und 80er-Jahre-Musik. Ich mag „KC & The Sunshine Band“, „The Bee Gees“ und natürlich „Blondie“.

Welchen Film haben Sie sich zuletzt angesehen?
Hm, das war (trommelt mit den Fingern auf dem Tisch) „Beautiful Mind“ im Tourbus und „Little Miss Sunshine“ im Kino. Übrigens ein guter Film.

Sie schauspielern am Theater, schreiben Songs und planen einen neuen Film. Was treibt Sie, woher nehmen Sie die Kraft?
Das ist das innere Licht, das Nicht-Erklärbare. Die Kraft wurzelt in Hunger, Glaube und Schicksal.

Es ist sowohl ein großes Geschenk, wie auch eine große Last.

Warum treten Sie oft in Indianer-Outfit auf?
Das ist die Rock’n’Roll-Reisende in mir. Sie hat ihren Stamm verlassen und dringt in neue Gefilde vor.

Ist das eine Reaktion auf den texanischen Cowboy, vielleicht sogar George Bush?
Den würde ich nicht als Cowboy bezeichnen (lacht). Das ist ein blauäugiger, reicher, verzogener Sohn. Seine Tage sind gezählt, und das ist ok. Außerdem: Wer war zuerst da, die Cowboys oder die Indianer?

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Ihre neue Single heißt „Hot Kiss“. Was macht für Sie einen heißen Kuss aus?
Es geht nicht so sehr um die Technik (lacht). Der richtige Mensch und das Gefühl von Nähe sind entscheidend.

Haben Sie schon Ideen für das dritte Album?
Wir wollen es offener, weniger gitarrenlastig gestalten. Das neue Album wird dynamischer, kontrastreicher, extremer.

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