Lange haben wir gewartet, endlich ist es soweit: Lady Gaga hat ihre nächste Single „Perfect Illusion“ für diesen Monat angekündigt. Mindestens einmal im Jahr brauche ich ein Gaga-Event, damit meine Popwelt im Gleichgewicht bleibt: Ein Konzert, eine Release-Party oder eben eine Reise zu ihren Wurzeln.
Lady Gaga & Nina – Real Love est. 2008
Als ich das erste mal das „Just Dance“-Video gesehen habe, war es sofort um mich geschehen. Eine junge Frau, Marke „Blonde & Bitchy“, mit dicker Sonnenbrille robbt auf einem Delfin durch ein Kinderplanschbecken. Ein Geniestreich. Der Refrain ist sehr eingängig, die Szene, die Lady Gaga in „Just Dance“ besingt dürften alle Clubkids, Bielefelder Underground-Besucher*innen und sonstige Partyvögel kennen: Einfach tanzen und die Welt um sich herum vergessen. Handy weg? Egal. Schlüssel weg? Egal.
Auf der Tanzfläche zählt nur das Hier und Jetzt
Seither begeistert mich das Schaffen der Frau mit den 1000 Perücken und dem großen Herzen. Ihre unglaubliche Kreativität, ihre Songs aber auch ihre Depression und ihre Ehrlichkeit machen sie für mich zu einer Ikone. Daher reiste ich, gemeinsam mit Olga, mehr als 6000 Kilometer, um ihre wichtigsten Wirkungsstätten zu besuchen.
So sehen Little Monsters vor ihrem Langstreckenflug von Berlin nach New York aus: Vorfreudig und verstrahlt
Unsere Reisepässe verraten uns: Sie sind exakt zwei Jahre vor unserem Abflugtermin ausgestellt worden. Lange, sogar sehr lange, planten wir unsere erste Reise in die USA, bei der es, zugegebenermaßen, nicht nur um Lady Gaga gehen sollte.
Gemeinsam wollten wir uns die Originalschauplätze unserer Lieblingsfilme, -songs und -serien ansehen. In welcher Umgebung ist „The Fame“ entstanden, wie wird man zu einer „Coney Island Queen“ wie Lana und was meinen die Kills mit „Coma comma drama come on (…) What New York used to be“?
Unser Hotel, das „Leos House“, lag in Chelsea und wird katholisch geführt. Die strenge schwarze Lady an der Rezeption war sich die ersten drei Abende sicher, dass wir sicher nicht in ihr Hotel gehören und so mussten wir regelmäßig unsere Zimmernummer und zusätzlich unseren Namen sagen. Unsere Schlafgelegenheit befand sich nur wenige Häuser vom legendären Chelsea Hotel entfernt. Gerade wird die ehemalige Herberge von Patti Smith, Robert Mapplethorpe und Janis Joplin renoviert. Nebenan befindet sich einer der beliebtesten Donut-Läden New Yorks, der „Doughnut Plant“, leider ohne vegane Optionen, aber dafür mit hübscher Wanddeko.
Reise-Outfit: Lady Gaga-Shirt (obvs.)
Natürlich landete ich im Gaga-Shirt in Gagas Geburtsort und Heimatstadt.
Lady Gagas ehemalige Wohnung ausfindig zu machen ist in Zeiten von Suchmaschinen, Fanforen und MTV-Specials ein Leichtes.
Bevor es zu „Macy`s“ ging, machten wir Halt am Madison Square Garden, wo der legendäre „Monster Ball“-Konzertmitschnitt entstand
Gaga-Fansein heißt zu kämpfen – für die gute Sache/gegen Mobbing/für die Gleichberechtigung der LGBTI-Community
– es heißt aber auch zu kaufen: Die Platten, die Konzertkarten, die Düfte, das Grablicht, die Lunchbox.
Supereiche ringen sich immer mal wieder dazu durch, etwas abzugeben. Gutes Tun und medienwirksam darüber reden, schon klar, „ein Vorbild sein“. Sir Elton und Lady Gaga haben sich entschlossen, wieder einmal gemeinsame Sache zu machen. Sie ist bereits Patentante seiner beiden Söhne, die Musiker verbindet die Liebe zum Klavier, dem großen Auftritt und dem Anliegen, unsere Welt zu einer Besseren zu machen. Warum also nicht zusammen eine Kollektion herausbringen? 25 Prozent der Einnahmen gehen zum einen an Elton Johns AIDS-Foundation und zum anderen an Lady Gagas „Born this way“-Foundation.
Wenige Tage vor unserer Ankunft stellte Gaga ihr neues Projekt bei Macy`s in New York vor.
Wenn Kapitalismus auf Idealismus trifft entstehen Charity-Projekte – Auf der Suche nach der „Love Bravery“-Kollektion
Selbstverständlich war auch dies ein Punkt auf unserer Gaga-Sightseeing-Liste. Macy´s ist ein Konsumtempel wie das KaDeWe, nur mit weniger Lebensmitteln. Was die beiden Häuser auch unterscheidet: Bei Macy`s bekommt man (Designer-) Mode auch über Größe 38/40 hinaus. Ein Besuch im fünften Obergeschoss lohnt sich, dort fand ich eine perfekte Übergangsjacke. Die zwei ersten Verkäuferinnen, die wir nach der „Love Bravery“-Collection fragten, wussten nichts. Die dritte hatte „davon schon mal gehört“ und verwies uns auf die Kunden-Info im ersten Stock. Guter Tipp, da man dort einen 10% Coupon als Besucher*in bekommt. Auf dem Weg zur Info kamen wir an einer kleinen, vielleicht zehn mal drei Meter großen, „Love Bravery“-Aktionsfläche vorbei. An der Info wurde uns bestätigt, dass dies die gesamte „Love Bravery“-Aktionsfläche sei: Zwei Kleiderständer, ein Podest und ein Hängeregal.
Zugegeben, einwenig größer hatte ich mir das Ganze schon vorgestellt. Gaga ist eine Tochter New Yorks und als solche wird sie dort auch gesehen: Sie gehört zur Familie, ist aber kein funkelnder Star aus einem anderen Universum. Die „Love Bravery“-Linie löste keine Euphorie aus: Die Klamotten (Windbreaker und T-Shirt) waren nicht besonders schön designt, die letzte Trinkflasche verbeult und von dem „Monster Paw“-Pin gab es genau noch einen. Mit dem Pianorucksack aus Neopren liebäugelte ich kurz, da ich aber einen schönen, gelben Rucksack habe, habe ich mich dagegen entschieden.
Highway Unicorn (Road To Love)
Dies war auch erst der Start unserer „Auf den Spuren von Lady Gaga in New York“-Tour. Ob es sich lohnt, in die Trattoria ihrer Eltern einzukehren, wen man dort alles trifft und wo Mother Monster heute wohnt, davon werde ich in weiteren Posts berichten.