Janelle Monae spricht im Rahmen der Red Bull Music Week in Berlin

Janelle Monáe sprach über Prince, PYNK-Pants und Familienplanung

Sind wir alle Dirty Computer? Wie können sich marginalisierte Gruppen gegenseitig unterstützen? Wie war die Zusammenarbeit mit Prince? Und woher kennt sie die wunderschöne Zoë Kravitz? Diese und weitere Fragen beantwortete Janelle Monáe am vergangenen Freitag im ehemaligen Stummfilmkino Delphi in Berlin. Außerdem sprach sie auch über Familienplanung.

Delphi Stummfilmtheater
Rost ist charmant, oder?

Sakrale Stimmung und die Frage: Wo sind die PYNK-Pants?

Ich mag Janelles Arbeiten, da sie ambitioniert und überaus konzeptionell angelegt sind. Mit „Dirty Computer“ wurde eines der spannendsten audio-visuellen Alben des Jahres veröffentlicht. „Make Me Feel“ ist ein funkiger Pophit, die pinken Pants aus dem Video zu „PYNK“ sind bereits jetzt legendär. Die PYNK-Pants befänden sich in einem Safe, versicherte die Sängerin mit einem Augenzwinkern.
Das Gespräch mit einer Frau aus Australien, die sich nicht vorstellte und nicht vorgestellt wurde, war eine Wohlfühl-Veranstaltung für die müde Monáe, die immer mal wieder den Faden verlor und es auf den Jetlag schob. Die sakrale Stimmung in dem ehemaligen Stummfilmkino, das an eine Kirche erinnerte, unterstrich die Huldigung der Musikerin. Statt des hölzernen Jesus saßen die zwei Frauen unter zwei hölzernen Red Bull-Bullen. Neben all dem Lob und den warmen Worten für die Künstlerin und ihr Schaffen, wurde schnell klar, worum es Janelle Monáe geht.

Pynk Pants im Janelle Monae Video
Pynk-Pants, wer braucht sie bitte schön NICHT?

Von #Blacklivesmatter und Afrofuturismus

Direkt zu Beginn ihrer Karriere gründete Monáe die Wondaland Arts Society, einen Kunstraum für junge schwarze Künstler*innen in Atlanta. In diesem kreativen und geschützten Raum geht es um die Reflexion schwarzer Geschichte, Selbstermächtigung und gegenseitige Stärkung. Ein künstlerischer Zugang ist der Afrofuturismus, den Janelle bei „Prime Time“, „Many Moons“ und auf „Dirty Computer“ gewählt hat. Zukunftsvisionen sollen nicht nur von Weißen erdacht werden.
Eine Anekdote die sie an diesem Abend erzählte: Während sie „Dirty Computer“ aufnahm, wurde am anderen Ende der Straße gerade „Black Panther“ gedreht, der erste Film mit einem rein schwarzen Cast und afrofuturistischem Thema. Nach dem Drehtag traf man sich oftmals im Studio der Monáe. Hier endete die Anekdote und wir erfuhren nicht, was die Kunstschaffenden zusammen erlebten. Außer dass die damals anwesenden als Erste „Dirty Computer“ zu hören bekommen haben.

Working Class Heroine

Als schwarze feministische pansexuelle Frau aus der Arbeiterschicht wird die „Hidden Figures“-Schauspielerin einige intersektionelle Diskriminierung erfahren haben. Sie geht offensiv damit um, wie sie an diesem Abend betonte: Sie ist die stolze Tochter eines Postboten sowie einer Putzfrau und versteht ihren schwarz-weißen Jumper als Uniform. Stand ihr sehr gut, wie ich finde.

Young, black, wild and free – Prince & Zoë

„The Reckoning“ (Song 1-4), „The Celebration (Song 5-10) und „The Reglementation“ (Song 11-14) sind die drei Phasen, in die die Songschreiberin den Emanzipationszyklus ihres Werk „Dirty Computer“ unterteilt. Konsequenterweise arbeitet Janelle vorwiegend mit People of Color zusammen: In dem Kurzfilm zum Album spielt ihre Freundin und Schauspielerin Tessa Thompson mit. Prince war ihr Mentor und sie sagte bei der Red Bull Music Week über ihn: „Prince was a giver“. Man habe sich oft getroffen und er war echt netter, verständnisvoller Typ, berichtete Janelle weiter.

Und woher kennt sie die wunderschöne Zoë Kravitz? Sie haben sich vor vielen Jahren beim Afro Punk Fest in Brooklyn kennengelernt. Sie mochten sich sofort und haben am selben Tag Geburtstag (1.12), wie die PYNK-Sängerin an diesem Abend mit leuchtenden Augen erzählte. Die Frauen tauschten Mailadressen aus und Janelle lud Zoë für einen Gastauftritt auf ihrem aktuellen Album ein. Die Kravitz-Tochter ist bei dem sleazy Song „Screwed“ zu hören. Zu Monáes künstlerischen Dunstkreis gehören auch Outkast, Pharrell Williams aber auch Grimes.

Fazit nach zwei Stunden mit der Sängerin

Janelle hatte viel zu erzählen, behielt die Fäden stets in der Hand. Gefiel ihr eine Frage nicht, änderte sie die Fragestellung und gab dann die Antwort. So viel Arsch muss Eine erstmal in der Hose haben. Sie wirkte unglaublich stolz und stark. Die U.S.-Amerikanerin hat eine klare und eher tiefe Redestimme und suchte immer wieder Augenkontakt zum Publikum. Auf die Frage, was sie sich für ihre Zukunft wünscht, antwortete sie: „I definetly wanna start a family“. Ich bin sehr gespannt, für welches Modell sich die Nicht-Heterosexuelle entscheidet.

Janelle Monáe schenkt sich Wasser und kein Red Bull ein
Janelle Monae schenkt sich Wasser und kein Red Bull ein

Meine drei Erkenntnisse des Abends:
– Freiheit müssen wir uns nehmen, sie wird uns nicht immer gegeben.
– Es geht immer um Balance, z.B. zwischen Austausch und Alleinsein.
– „It`s all about marketing these days“.

Nerdfact: Werkkenner*innen wissen, warum die Unterhaltung im ehemaligen Stummfilmkino stattgefunden hat: Vor zehn Jahren veröffentlichte Monáe ihre Debüt-EP „Metropolis“, die maßgeblich von Fritz Langs legendärem Klassiker inspiriert wurde.

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