Holly Miranda – Mutual Horse – Liebe ist ein dunkler Zustand

Als ich die ersten Takte von „Mutual Horse“ von Holly Miranda hörte, ist etwas in mir passiert: Das Zerrissene der Platte hat mich augenblicklich in seinen Bann gezogen. Mit „All I Want To Be Is Your Girl“ ist Holly Miranda ein mittelgroßer Indie-Hit in der U.S.-Lesbenszene und einwenig darüber hinaus gelungen. Das war 2015, jetzt legt die Musikerin ihren vierten Longplayer vor.
Die vierzehn Songs sind handgemachte Indie-Nummern, die mal nach Westerngitarre, mal nach Saxophon und dann wieder klassischen Streichern klingen.
Der Opener „Wherever“ fängt ganz minimalistisch mit Hollys Stimme und Glockenspiel an und spätestens nach „You fucked my heart“ nimmt der Song eine dramatische Wendung. Mit Streichern und allem was dazu gehört.

Schöne Schwermut

Holly Miranda liefert den Soundtrack für das Dazwischen: Die Zeit zwischen Abenddämmerung und Morgengrauen, die Zeit zwischen dem ersten verstohlenem Kuss und dem letzten großen Streit. Passend dazu sieht man auf dem Cover eine Frau in einem roten Kleid, die einen blauen Halbmond auf den Rücken gebunden hat. Die Nacht holt einen immer wieder ein – und mit ihr all die Schatten der Vergangenheit. Die 35-Jährige scheint eher auf der Seite des Mondes zu stehen, In „Wherever“, einem Song über eine gescheiterte Liebschaft, heisst es: „You look like the sun“.

Zwischen Nashville, Los Angeles und New York

Um Verlangen, Liebe und den Wunsch, zurück geliebt zu werden, geht es in „To Be Loved“.
Der Song klingt sehr nach Nashville, aufgenommen wurden die Anfänge der 23 neuen Songs allerdings in Los Angeles.

In ihrer Wahlheimat New York stellte die Musikerin die Tracks fertig.
Zum ersten mal hat Holly bei der neuen Platte mit anderen Musiker*innen zusammen gearbeitet. „Mr. Fongs“, eine Düster-Popnummer, die sie mit Shara Nova aufnahm, gehört zu meinen Favoriten des Albums. Wer einmal nachts durch einen nebeligen Wald fährt, sollte unbedingt „Mr. Fongs“ dabei hören.
„When Your Lonely Heart Breaks“ ist eine traurige Nummer, bei der man die Gerüche einer viel zu langen Nacht in einer dunklen Bar, kalter Rauch und Whiskey, direkt beim Hören in die Nase bekommt.

Karten für die kommende Holly Miranda-Tour gewinnen

Bei „Golden Spiral“ steht der Rhythmus im Vordergrund. Mich erinnert das Saxophon und die Stimmung des Liedes an „There Goes The Neighborhood“ von Sheryl Crow und an „Remain The Same“ von Moloko. Mit Moloko oder Sheryl Crow war Holly zwar noch nicht auf Tour, dafür aber mit Tegan and Sara, The XX oder auch Florence and The Machine. Nicht schlecht, oder?! Wer Holly Miranda live erleben möchte, hat dazu im April die Chance.
Bald werden hier Karten für die Tour verlost, öfter mal vorbei surfen oder facebook-Fan werden lohnt sich also.

Rotwein, Liebe oder Herzschmerz

„Mutual Horse“ ist ein Album, das vermutlich nicht das nächste „Like The Way I Do“ enthält, dafür aber die perfekte musikalische Untermalung für dunkle Romanzen, Herzschmerz-Momente oder Rotweinabende ist. Es steht in einer Tradition mit „Long Gone Before Daylight“ von The Cardigans. Noch ein Nerd-Fact zum Schluss: Mit „Lay Around“ war sie mit ihrer ehemaligen Band „The Jealous Girlfriends“ auch bei The L-Word zu hören.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert