Robyn ist mit „Honey“, ihrem neuen Album, endlich wieder da! Wie sehr fehlten ihre Melancho-Electro-Songs beim Tanzen, denn eine der goldenen Regeln lautet: Es gibt keine gute (queere) Party ohne Musik von Robyn. Oder wie Sam Smith es in der New York Times formulierte: “And she’s such a huge part of the L.G.B.T.Q. community because we get to dance our pain away.”
Wie klingt „Honey“?
Was direkt beim ersten Hören auffällt: Die Platte ist entspannter als die früheren Werke der Schwedin. Keine dramatischen musikalischen Zuspitzungen, der Sound wirkt zurückgenommen. Robyn fasst das Gehörte so zusammen: „Ich habe zu einer Sinnlichkeit und einer Sanftheit gefunden, zu denen ich zuvor nicht in der Lage war. Insgesamt ist alles weicher geworden.“
Die entspannte neue Sinnlichkeit ist auch thematisch verarbeitet: „Human Being“ feat. Zhala ist die Opposition zu „Fembots“. Dort heißt es: „Stay in my arms. Dance with me“. Die Zeiten des allein Tanzens sind vorbei. Robyn singt zwar immer noch nicht zur Holzgitarre am Lagerfeuer und hat zum Glück nicht ihre Countryseite wie Kylie Minogue oder Lady Gaga entdeckt. Aber den Cyberfuturismus von „Body Talk“ lässt die Musikerin klar hinter sich.
Mehr Ibiza als Ostsee
„Because It´s In The Music“ klingt verspielt und nach ganz viel Sternenstaub. Nicht zuletzt, da die lieblich klingenden Chimes die Synthies ergänzen, ja, ihnen die Show stehlen. Moogig beginnt „Between The Lines“, es folgt ein trockener und präziser Beat. Angereichert wird der Sound durch housige Tastenfolgen. Dazu kann ich mir ein 80er-Jahre-Video in VHS-Optik sehr gut vorstellen. Der Track endet passend mit dem Wort „Amazing“. „Between The Lines“ ist der Song auf „Honey“, der am ehesten Menschen auf die Tanzfläche bringt.
„Beach2k20“ ist eine reduzierte Café del Mar-Nummer, passend zum Strand und Meer-Thema. Der Song klingt mehr nach Ibiza als nach Ostsee. Man riecht quasi die Sonnencreme und den Sundowner in der Strandbar. Robyn haucht „Let`s go party“. Der neue Longplayer wurde unter anderem auf Ibiza aufgenommen.
Alle neun Songs auf „Honey“ bewegen sich in diesem gefälligen Gewässer. Das macht das Album zum einen zum perfekten Urlaubs- und Entspannungssoundtrack, zum anderen fehlt aber der Dancefloor-Killer (ja, das schreibe ich wirklich!) auf dem Album. Was nicht ist, kann durch einen guten Remix ja noch werden. Und: „Between The Lines“, „Missing U“ und „Ever Again“ sind schon nah dran. Schließlich haben wir nicht so lange gewartet, damit wir dann doch nur wieder zu „Dancing On My Own“, „Call Your Girlfriend“,“Konichiwa Bitches“ oder „Do It Again“ tanzen, richtig? Anyway, Sounds verändern sich und es ist schön, dass Robyn wieder zurück ist!