Wie mein perfekter Start ins Wochenende aussieht? Haim sind in der Stadt und wir sehen uns auf ihrem Konzert. Ich habe Alana, Este und Danielle schon sehr vermisst und freute mich seit Monaten auf das Konzert. Im letzten Jahr brachte die Band ihr zweites Album „Something To Tell You“ heraus. Live präsentieren sie die neuen und einige ältere Songs auf der „SisterSisterSister“-Tour.
Was war da beim Einlass los?
Olga und ich waren noch nie so schnell in der Columbia Halle wie gestern. Warum? Weil 87 bis 92 Prozent der Konzertbesucher weiblich und offensichtlich gesittet waren. Das Reißverschlussverfahren hat geklappt. Auch in der Halle war die Stimmung trotz der tropischen Temperaturen äußerst entspannt und die jungen Frauen haben sich vor die Bühne gesetzt und ihr Wasser getrunken. Ich wusste am Merch-Stand direkt, was zu mir will: Eine Sister-Gürteltasche. Grace Carter durfte für Haim eröffnen. Ich mag ihre Stimme, sie erinnerte mich mit ihren Pop- sowie R´n`B-Nummern einwenig an Jess Glynne.
„Heartbreaker“ vor „Falling“
Bevor Haim in Berlin auf die Bühne kamen, verging einige Umbauzeit, in der wir Hits wie „Heartbreaker“, „Time of my Life“ oder auch „Return of the Mack“ hörten. Währenddessen wurden fünf (!) Schlagzeuge aufgebaut. Um 21.35 Uhr wurde es dunkel und Baby Haim, also Alana, kam als Erste auf die Bühne, schnappte sich die Sticks und trommelte auf den Drums vor ihrem Mikro los. Danach kam Danielle und tat ihr gleich. Als Letzte kam Este und stieg in das Trommel-Intro mit ein. Mit „Falling“ eröffneten die drei Damen aus dem Valley bei L.A. und ihre zwei Mitmusiker an Drums und am Keyboard die Show. Es gibt selten Moment, wo die eigene Welt im Einklang ist. Gestern, als Haim ihr Konzert begannen, passte alles. Die ersten drei Songs waren Hits, Hits, Hits. Nach „Falling“ kam „Don`t Save Me“ sowie „A Little of Your Love“. Nach dem beschwingten Auftakt wurde es mit dem Anti-Betrüger-Song „My Song 5“ düsterer. Live war der dirty Basslauf ein Fest.
Unter Haim-Schwestern – Alana hat immer Recht
Beim letzten Berlin-Konzert von Haim erzählte Este besonders viel und riss einige Witze. Gestern Abend stand Alana im Mittelpunkt. Das Bandküken erklärte, dass ihre Schwestern und wir, ihr den Hit „Want You Back“ zu verdanken hätten. Die anderen sahen am Anfang kein Potential in der Songidee, Alana setzte sich aber durch. Danke an dein Bauchgefühl, Baby Haim. Gegen Ende des Konzertes hüpfte sie auch in den Graben und schüttelte einige Hände. Danielle redete wenig und glänzte durch großartige Gitarrenriffs und -soli. Ihre Rock Star-Posen sind episch. Niemand reisst besser den Gitarrenarm hoch und verweilt einen Moment in der Bewegung. Bye-Bye Keith R….
Este, The Bass Face, zog beim Spielen die gewohnten Grimassen, redete aber recht wenig. Zwischendurch fluchte sie etwas und nahm ein Pappschild entgegen, das sie kommentarlos zur Seite legte. Etwas überrascht war ich, als Haim bei „Walking Away“ synchron und ohne Instrumente tanzten. Solche unerwarteten Momente werden zu besten Erinnerungen.
Zum großen Chor wurden wir bei „Forever“, da sang einfach mal die gesamte Halle. Wie Karaoke nur ohne Texteinblendung.
Founded in Silence
Bei rund 40 Grad und nach zwölf Songs verließen Haim die Bühne, um kurze Zeit später noch zwei Zugaben zu spielen. Mit dem großartigen und Eurythmics-inspirierten „Founded in Silence“ wurde gestartet, um mit „Right Now“ zu enden. Hier schloss sich der Kreis: Alana, Este und Danielle trommelten zu dritt. Ließen sich noch mal feiern, verbeugten sich, verschwanden. Ich blieb zurück und wusste, dass in den letzten 90 Minuten alles perfekt war. Die Harmonien der Haim-Songs machen mich glücklich, auf Platte und ganz besonders live. In Momenten, als meine Welt still stand, und ich nicht wusste, ob und wie ich wieder Musik hören könnte, traten sie beim Coachella auf. In den Stream schaltete ich und das Gewicht auf meiner Brust, dass das Atmen fast unmöglich machte wurde weniger. Musik wirkt auf so vielen Ebenen. Die Musik von Haim, die für mich auch das beste Album in 2017 veröffentlichten, ist meine Instant Happiness.
Hi,
schöner Beitrag!
Ich war auch in der Columbiahalle dabei und fand, dass der Soind mehr als dürftig war – viel zu leise (ich konnte mich selbst singen hören) und irgendwie gedämpft. Oder ging das nur mir so? Die Band konnte dafür ja nichts, das schien eher ein Tontechnik-Problem zu sein.
Zwei kleine Sachen noch: Die Vorband war Grace Carter (nicht Porter ) und die Geschichte von Alana bezog sich glaub ich auf den Song „Want you back“ (sie hatten das schonmal in einem Interview erzählt).
Danke für die schöne Review zum Konzert!
Hey Wiebke,
vielen lieben Dank für deinen Kommentar. Oh, natürlich hast du recht, sie heißt Grace Carter, habe ich sofort geändert. Klar, es war „Want You Back“. Auch hier noch mal vielen Dank für deinen Hinweis!
Dass es bei euch so leise war, ist echt richtig schade… Wo standest du denn?
Wir standen in der ca. vierten Reihe rechts vor der Bühne und der Sound war gut.
Hey Nina,
ich hatte schon die Befürchtung, dass es an unserem „Platz“ lag, dass der Sound so miserabel war, denn später hatte ich mich etwas nach vorne gekämpft, und es wurde deutlich besser – ich dachte, das lag daran, dass sie den Sound während des Gigs nachkalibriert haben. Zuerst waren wir oben auf der Empore (wo man wirklich gefühlt fast nix hörte), dann vorne rechts unter der Empore (ebenfalls fast nix – als Alana die Story erzählt hat, habe ich nur ungefähr die Hälfte verstanden, weil das redende Publikum um mich herum lauter war als ihr Mic)… naja. Wir fliegen spontan zum Konzert nach Kopenhagen nächste Woche, ich konnte nämlich nicht ertragen, dass das Konzert für mich so unzufriedenstellend war, obwohl ich mich sooo lang drauf gefreut habe (bin Konzert-Junkie) 😀
Einen coolen Blog hast du übrigens, da werd ich noch ein bisschen weiterstöbern 🙂
Hey Wiebke,
ihr fahrt zum Haim-Konzert nach Kopenhagen, wie cool!! Ich kann das total gut nachvollziehen, da ich auch extrem gerne auf Konzerte gehe – und auch schon mal nach Kopenhagen geflogen bin, um mir Lady Gaga <3 und Tony Bennett live anzusehen. Vielen Dank für die lieben Worte über meinen Blog, habe mich sehr darüber gefreut.
Drücke dir/euch die Daumen, dass ihr diesmal besseren Sound habt. Vielleicht gibt es ja sogar einen kleinen Nachbericht von dir 🙂 ?
Liebe Grüße und gute Reise!