Kylie ist zurück in Berlin. Bereits zum vierten mal in diesem Jahr, wie sie zwischen zwei Songs sagt. „Golden“ ist ihr aktuelles Album, das Country und Pop vereint und keinen Hit in der Größenordnung von „Can`t Get You Out of My Head“ enthält.
Aber: Zu Kylie geht man nicht wegen eines Hits, sondern wegen ihres Repertoires zwischen Showgirl, Wasserleiche und Disco Queen sowie ihrem daraus resultierenden Stellenwert als Gay Icon. Schätzungen zufolge (Danke an das Umfrageinstitut Kaan) besteht das Publikum zu 80-90 Prozent aus schwulen Männern und ihren Gabis an diesem Abend.
Pünktlich um 20.22 Uhr kommt sie auf die Bühne
Mein (Konzert-) Freund Benny und ich, mit dem ich Kylie zum ersten mal live gesehen habe, damals auf der „Showgirls – Greatest Hits“-Tour, haben immer gewettet, wie die Show von KyliePinkShakiraChristina wohl beginnen mag. Fällt der Vorhang? Seilt sie sich ab?
Kylie hält es an diesem Abend schlicht: Zuerst kommt ihre Band, dann die Tänzer*innen und zum Schluss kommt das „Golden“ Girl herself auf die Bühne geschlendert. Natürlich eröffnet sie das „Golden“-Konzert mit dem gleichnamigen Song.
„Confide in Me“ ist das Herzstück der Show
Über 20 Songs gibt es in etwas über 90 Minuten zu hören: Eine bunte Rundreise durch das Kylie-Universum, auch wenn man sich immer wieder am Lagerfeuer, auf den Bänken in der Bühnenmitte, trifft. Ähnlich war auch die „Body Shop“-Szene bei Madonnas letzter Tour konzipiert, die ich etwas langweilig fand. Die Szene, nicht die „Rebel Heart“-Tour.
Neue Songs wie „Shelby `68“, „A Lifetime to Repair“ oder „Lost Without You“ werden in den Hit-Teppich zwischen „Locomotion“, „Spinning Around“ und „Slow“ eingewebt. Kylie ist eine ausgezeichnete Sängerin. Herausragend ist die düstere Version von „Confide in Me“. Im Anschluss verschenkt sie eine Rose an einen weiblichen Fan in der ersten Reihe, kniet sich etwas herunter und singt den Refrain von „Where the Wild Roses Grow“ für sie. Düstere Romantik kann kaum schöner sein.
Mein Pop-Fanherz freut sich über „Wow“ und die Berliner*innen wünschen sich an diesem Abend genau den richtigen Song: „Deine Disco braucht dich“. Hach und wir brauchen Kylie, damit die Nacht in der Disco perfekt ist.
Keine großen Überraschungen
Die Bühne im Tempodrom ist mittel groß: Kein Club aber eben auch keine Arena, daher wäre es auch nicht fair, die Show mit größeren Produktionen zu vergleichen. Überraschungen sucht man an diesem Abend vergebens, nur die Anzahl an Gold- und Glitzerregen überrascht. Ganze sieben mal regnete es Glitzer in Form von Blättern, den Regenbogenfarben oder goldenen Schlangen.
Sechs mal zieht Kylie sich um. Sie sieht makellos wie immer aus. Die Sängerin sagt, dass sie seit 30 Jahren auf der Bühne steht und sich gleichermaßen über alte und neue Fans freut. Passend dazu beendet sie das Konzert mit „Dancing“, der die melancholisch schöne Zeilen enthält:
And when the final curtain falls, we could say we did it all
The never ending of a perfect day
Was mir gestern klar wurde: Kylie hat immer noch einen festen Platz in meinem Herzen – und Country-Kylie immerhin einen kleinen. Denn: Das Wiedersehen war wirklich toll.