Warum „Sisters“ mit Amy Poehler und Tina Fey besser als sein Ruf ist
Lesbisches Leben und lesbische Liebe im Kinofilm sind meistens eine schwierige Angelegenheit. Eine verliert immer, wenn es schlecht läuft, sogar ihr Leben. Der Film „Infam“ mit Audrey Hepburn aus dem Jahr 1961 ist ein klassisches Beispiel für die Thematisierung von lesbischer Liebe mit tragischem Ausgang. Bis heute gibt es wenige Spielfilme, bei denen lesbische Liebe nicht stark problematisiert wird. Daher lautet meine Filmempfehlung seit Jahren Itty Bitty Titty Committee.
Spielen Tina Fey und Amy Poehler in „Sisters“ ein Paar? Nein, die BFFs spielen Schwestern, Lesben spielen aber tragende Rollen in der Komödie.
A little party never killed nobody
Die Story ist schnell erzählt: Die Eltern der beiden Schwestern Maura (Poehler) und Kate (Fey) wollen das Haus ihrer Kindheit verkaufen. Die beiden gegensätzlichen Schwestern sind gemeinsam empört und haben schnell einen Plan gefasst. Es in dem Haus ihrer Kindertage noch einmal richtig krachen lassen. Ja, es dreht sich alles um die perfekte Party mit lustig-unlustigen Partytänzen, ge- und missglückten Balzversuchen und ganz viel Alk und Stevia/Koks. Wo kommen denn jetzt die Lesben ins Spiel?
Vor ihrer Party wollen sich Kate und Maura noch „coole Stühle“ von einem frisch verheiratetem Lesbenpaar ausleihen, denn „gays know how to do parties“. Sie sitzen dann bei den ungeschminkten und praktisch angezogenen Frauen, die keine kurzen Haare haben(!), im Normalo-Wohnzimmer und bekommen Spartipps mit auf den Weg für ihre perfekte Party.
Die Szene ist gleichwohl bitter wie auch wahr. Lesben sparen, daher gibt es auch in Berlin keine einzige Lesbenbar mehr. Das es sich um ein globales, nun ja, Phänomen handelt, kann man auch bei JD Samsons Broadley-Dokumentation nachschauen. Dahinter verbirgt sich ein größeres Themenfeld, das Stichworte wie „Lohnungleichheit“, „Ehe für alle“ und „Prekariat“ nur sehr grob umreissen.
Ich finde es gut, dass die Protagonistinnen in „Sisters“ nicht zu einem Glam-Chick-schwulen Paar gefahren sind. Meist gibt es auch da das typische Film-Stereotyp. Ihnen eilt der Ruf als exzentrische Partyvögel seit etlichen Jahrzehnten im wahren Leben und auf der großen Leinwand voraus.
Beim Rausgehen stellt auch Maura fest: „Es sind offensichtlich die schwulen Männer, die die großen Parties feiern“ und Kate entgegnet nur: „Ich finde den Boots-und-Jeans-Look großartig“.
Lesben sind cool und hilfsbereit
Zwei große Szenen haben die Lesben in „Sisters“ noch:
Als die Party vor Langweile zu einem öden Desaster zu werden droht, kommen die coolen Lesben samt technischen Equipment und stylischer Mützen-Djane in das Haus. Mit den Frauen kommen auch die Beats und die Stimmung, der berühmte Partyknoten platzt. Diese Szene könnte so im Subkosmos „L-Word“ passiert sein.
Zweiter großer Einsatz der anwesenden Lesben: Als der Pool des Hauses in einem Erdloch versinkt, bieten die Lesben tatkräftig an, ihre Karabinerhaken zu einer Rettungskette zusammenzubauen.
In der Hollywoodkomödie, 105 Mio. US-Dollar einspielte, werden Frauen liebende Frauen als tatkräftige Freundinnen gezeichnet, die anpacken, helfen und gut feiern können. Mir ist dieser Teil an „Sisters“ besonders positiv aufgefallen und ich bin froh, den Film trotz des sehr klamaukigen Trailers geschaut zu haben.
Fotocredit: Universal Picture.