Das K in Kate Nash steht für Kämpferin

Ihr Debütalbum „Made of Bricks“ ist vor 10 Jahren erschienen und daher ist die wunderbare Kate Nash gerade auf Tour.  Zeit einmal auf den Werdegang der Kämpferin zurückzuschauen und sie gebührend zu feiern!

Der Start: Überall geldgeile Dickheads

„Foundations“ machte die Musikerin über Nacht bekannt.
Mit dem Hit kamen Aufmerksamkeit, allwissende Männer aus der Plattenindustrie und eine harte Zeit. Über ihren Start und ihren Weg in der Plattenindustrie schreibt Kate offen in dem „Can You Deal?“-Zine, das Jennifer Clavin von Bleached herausgegeben hat. 
„The first thing I noticed about the music industry was every room I walked in was full of men“.

(Can You Deal? S. 17)
Mir war schon bewusst, dass nicht alles eitel Sonnenschein war, aber das die Britin so viele Kämpfe austragen musste, war mir nicht klar…

Kokskopf und geklaute Credits

Ihr Manager war ein Kokskopf und benutzte Kate als Referenz, um Mädchen abzuschleppen. Natürlich hatte er eine feste Freundin. Ein Produzent erzählte dem Plattenlabel, dass er all ihre Songs geschrieben hat und ihm daher alle Credits zustehen. Kate musste bis vor Gericht um nachweisen, dass sie die (Lied-) Texte schon als 16-jährige schrieb. Ihre Kompetenzen als Musikerin wurden von Soundmischern, Journalisten und Plattenbossen stetig angezweifelt.

Wem steht es besser?

Die britische Regenbogenpresse ist nicht dafür bekannt, zimperlich zu sein. Von Anfang an wurde Kate Nash mit anderen Frauen verglichen. Ihr Körper stand im Mittelpunkt, nicht ihr Musik. Zu ihrer Musik wurde die Pianistin und Bassistin generell eher weniger befragt. Klar, denn was hat eine Anfang 20jährige schon zu sagen?!?

Wut und Mut statt Klagen und Verzagen

Bereits bei ihrem zweiten Album „My Best Friend Is You“ ist die Aufbruchstimmung spürbar: Das Buch zur Sonderausgabe des Longplayers ist aufgemacht wie ein Fanzine. Diese Platte spielte sie (fast) nur mit Männern ein:
„I made the sophomore record, „My Best Friend Is You“, in July 2009 with Bernhard Butler and friends Brett, Jay, Jon, Elliott Ryan and Mei-Ling Wong after my 22nd birthday (…)“

Ihre damaligen Erkenntnisse sind noch nicht ganz so feministisch:
„It´s important to create a world around you that you can try to enjoy, full of good people good music, good food, and some kind of pleasure.“
Aber sie beendet das Vorwort mit: „ps girl power“.

 

Erste Schritte als Riot GRRRL

Auf „My Best Friend Is You“ klingt Kate schon etwas gitarrenlastiger und schreibt „Girl“ im Titel auch ganz im Riot Grrrl-Style: „Kiss That GRRRL“.
Ein zweites „Foundations“ suchten manche Kritiker*innen und Fans hier vergebens, „Do Wah Do“, die erste Single war kein kommerzieller Überhit.
Ich mag die Platte durch und durch, damals überraschte mich „I`ve Got A Secret“ besonders, da es ein Song ist, der sich mit dem Thema Outing beschäftigt: „Why can`t I Kiss Her Lips?“
Mit dieser Platte erlebte ich Kate zum ersten mal live und traf sie auch.

Gelebte Solidarität unter Frauen ist der Schlüssel

„The point in which my life became infinitely better, more enjoyable, more vivacious, fun, wild, supported and free at the same time was when I started surrounding myself w women. I hired a sound girl, she helped me cover my acne and saved us from giant spiders in Australia.“
(Can You Deal? S. 19)

Seit ihrem dritten Album „Girl Talk“ tourt Kate nur noch mit Frauen. Und nicht nur das: Sie verließ England und damit die gehässige Regenbogenpresse. In L.A. angekommen gründete sie die „Girl Gang„, ein feministisches Netzwerk zur Stärkung und Vernetzung von Mädchen und Frauen.

Überfall im eigenen Haus

Im März 2016 wurde Kate Nash in ihrem Haus in L.A. von einem Unbekannten überfallen, wie sie auf ihrer Instagram-Seite schreibt:

„2 days ago I got groped in my own house by a man I don’t know. I was alone & cornered in a bathroom & extremely threatened. I’m sharing this information with you because women are encouraged to keep quiet, not take up space & hide when they get violated. (…)“

Zum Glück hat Kate Kraft gefunden, diesen Übergriff zu verarbeiten und ist künstlerisch weiterhin tätig. Im April diesen Jahres erschien ihre EP „Agenda“ und kurz danach endete ein Kickstarter-Aktion für ihr kommendes Album. Natürlich habe ich dort mitgemacht und werde ab Februar 2018 ein wahnsinnig hübsches Kate Nash-Shirt im Kirmesstil der 90er tragen.

Von der Bühne zu Netflix

Die Britin spielt immer mal wieder in Filmen wie „Powder Room“ mit, jetzt hat sie eine Rolle in der Netflix-Serie „Glow“ bekommen. Dort spielt sie die Wrestlerin „Britannica“, die mit einigen anderen Frauen eine Wrestling-TV-Show inszeniert. Netflix hat eine zweite Staffel in Auftrag gegeben, Kates Karriere entwickelt sich auch ohne männliches Superwissen super.

Screenshot von Kates Livestream kurz vor Ende der Kickstarter-Aktion

Support your Sisters – Kate als Vorbild

Kates Kämpfe machen Mut. Wenn Kate es schafft, sich aus dem sexistischen und kapitalistischen System Plattenindustrie zu kämpfen und Angriffe übersteht/lebt, dann schaffen wir das auch. Zusammen sollten wir sie (und uns!) auf ihren Auftritten feiern und sie sowie andere Frauen nach Möglichkeit bei Kickstarter-Aktionen unterstützen. Und natürlich nicht nur dort.
Solidarität unter Frauen ist ein hohes Gut, das die Gesellschaft deutlich besser und fortschrittlicher machen könnte. Frauen sind für mich alle Menschen, die sich selbst als Frau verstehen.

Und hier noch ein „Oldie but Goldie“ Kate Nash-Coversong, weil er so cool, schön und überhaupt toll ist:

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