Britney live in Berlin, darauf freute ich mich wie auf meinen Geburtstag und Weihnachten zusammen. Gestern war das Konzert in der Mercedes-Benz-Arena in Berlin und es hat mich, im wahrsten Sinne des Wortes, umgehauen. Bereits im Januar hatte ich die Tickets im Presale erstanden, samt einer Britney Spears Tour-Mitgliedschaft, damit ich überhaupt in den Genuss des Vorkaufrechtes kam. Kapitalismus kann Britney.
Den Einlass gut regeln ist eine Kunst…
…die man in der Mercedes-Benz-Arena nicht so richtig beherrscht. Vor den Aussentüren standen keine Wellenbrecher, außer bei dem Early Entry-Eingang. Wir standen also bei rund 30 Grad in der Sonne und als um ca. 18.20 Uhr die Türen aufgingen, war das Gedrängel groß. Es wurde immer nur eine Tür von zwei Flügeltüren geöffnet, daher entstand ein echter Flaschenhals. Die Fans wurden einzeln reingelassen, die Taschen durchsucht und man musste durch einen Metaldetektor gehen – wenn man vorher nicht schon platt gequetscht wurde. Im Außenring der Halle, vor den Türen, standen dann Polizist*innen, an denen man, nach einem weiteren Stop, vorbei in die Halle gehen konnte. Kurz: Es hätte sehr geholfen auch vor den normalen Eingängen Wellenbrecher aufzustellen.
Un, dos, tres, Pitbull
Damit die Party vor der Brit-Party schon mal Fahrt aufnimmt, wie wir Autoscooter-Sprecherinnen sagen, begleitet Pitbull La Spears auf Tour und gab auch an diesem Abend den routinierten Anheizer. Natürlich nur mit halbbekleideten Frauen und viel FiestaPartyBUMMBUMM.
Pitbull eröffnete die Show für Britney Spears in Berlin.
Wir standen vorne links am Steg, um Britney später gut sehen zu können. Es war recht eng, sehr warm und mein Kreislauf schwächelte bereits schon einige Tage vorher. Bevor Pitbull die Bühne verließ, fand ich mich auf einer Trage hinter der Bühne wieder. Das war für mich eine Premiere, ich bin bei über 1000 Konzerten nicht einmal ohnmächtig geworden. Leider ist das echte Leben keine Foto-Love-Story und ich traf Britney nicht Backstage und sie gab mir auch kein Autogramm.
Britney live in Berlin – nach 9 Jahren zurück
Zuletzt war Britney mit ihrer „Circus“-Tour in Berlin, ab 2013 bekam sie ihre eigene Show in Vegas. Mit einer Lightversion der „Piece of Me“-Show tourt sie jetzt um die Welt, sorgte zuletzt beim Brighton Pride für eine Welle von Dankbarkeit und Euphorie. Britney, die gläubig erzogen wurde und eine zeitlang eine stolze Jungfrau war, war nicht von jeher sehr offen gegenüber ihren queeren Fans. Viele Jahre und Krisen später hat sich das allerdings geändert – nicht zuletzt, weil wir immer hinter ihr standen.
Um 21.47 Uhr kam sie, recht unspektakulär, zu den Klängen von „Work Bitch“ auf die Bühne.
The ones that entertain
Es folgte eine knapp 90-minütige Show, die beinahe nur aus Hits bestand: „Womanizer“ kam als zweiter Song, direkt gefolgt von „Break The Ice“ und „Piece of Me“. Sie weiss einfach, wie Spannungsbögen funktionieren und wie ein guter Showstart gelingt. Bei „Freakshow“ wurde ein junger Mann aus dem Publikum an die Leine gelegt und durfte vor Britney den Steg entlang kriechen. Sie berührte ihn nicht, unterschrieb aber zum Dank ein Shirt für ihn. Besonders fand ich den Missy Elliott-Mix und die animierten Zauberpilze bei „Toxic“, die einen auch ohne viel Phantasie, an Vulven erinnern können. Und Britney sagte einige male „Hello Berlin!“ was ganz klar beweist, dass sie wusste, wo sie auftritt.
Phönix aus der Asche – Worum es bei Britney geht
Wenn man ein Konzert der Princess of Pop besucht, weiß was man bekommt: Eine leicht lädierte Britney, die mal zu langsam, mal zu schnell tanzt, im Verhältnis zu ihren Tänzer*innen, die nicht live singt und die knappe Outfits trägt. Manchmal verliert sie auch Extensions oder zuppelt sich unentwegt an den Haaren.
Aber darum geht es: Britney ist ein Mensch.
Die Sängerin und Schauspielerin ist tief gefallen und wieder aufgestanden. Sie hat einige der größten Pop-Songs der letzten Jahrzehnte aufgenommen, welche feste Bestandteile des popkulturellen Kanons sind. Diese Songs machen mich glücklich, besonders wenn Britney anwesend ist und wir uns gemeinsam zu „Stronger“, „Gimme More“ oder „Till The World Ends“ bewegen. Es kann als feministischer Akt gesehen werden, sich selbstermächtigend für enge Kostüme zu entscheiden.
Auch wenn ich auf den Schwächeanfall gut hätte verzichten können, ist es immer wieder ganz wunderbar Britney Shameless live zu erleben. Keep on dancin‘ till the world ends.