„No Roots“ von Alice Merton hat nicht nur mich umgehauen. Nach meinem Posting im Januar nahm die Karriere der Musikerin rapide an Fahrt auf. Na gut, das lag vermutlich mehr an der Eingängigkeit und an dem Spannungsbogen des Songs als an meinem Posting, haha.
Kurz nach der Veröffentlichung im Dezember 2016 war Alice Merton, ich würde sagen ab Februar oder März, ziemlich omnipräsent. Jetzt hat sie mit „Hit The Ground Running“ einen zweiten Song veröffentlicht.
Das Wunder von Vodafone
Wie kam es, dass „No Roots“ plötzlich überall lief?
Das Lied wurde zum Werbesong von Vodafone. Wenn du für die Vodafone-Werbung ausgewählt wirst, bekommst du die Aufmerksamkeit einer breiten Öffentlichkeit. 2012 war es Santigold mit „Disparate Youth“, „Run Boy Run“ von Woodkid umrahmte die Mobilfunkwerbung im Jahr 2013 musikalisch. Parallel zur Werbung wurde gefühlt jeder zweite TV-Beitrag mit Songsnippets von „No Roots“ unterlegt.
Hits sind eine Bürde
Die zweite Single, das zweite Album oder das zweite Buch gehören zu den größten Hürden eines kunstschaffenden Menschen, wenn der Vorgänger ein Hit war. Alice Merton hat sich Zeit gelassen, „No Roots“ erschien Ende letzten Jahres und jetzt, im August 2017, veröffentlicht sie das Video zu „Hit The Ground Running“. Der Track ist allerdings Teil der „No Roots“-EP.
Der gläserne Käfig
Sowohl das Video zu „Hit The Ground Running“ wie auch der Song allein gefallen mir gut. Der Text ist ziemlich einfach. Direkt beim bzw. nach dem ersten Hören konnte ich mitsingen.
Besonders singt sie die Worte „Marching Drum“, da bin ich direkt wieder ein wenig verliebt ♥, fast so schön wie Kate Nashs „Bitt-ah“ ♥ ♥.
It’s a oneway street
With an open end
And you never know
What lies ahead
Stimmt schon, das Leben geht Tag für Tag weiter und wir können nichts zurückdrehen. Es ist eine Einbahnstraße. Und wir wissen oftmals nicht, was uns noch erwartet. Hoffen wir auf das Beste und lassen uns die Zeit nicht zu lang werden.
Referenzen von Sabrina Setlur bis „Jugend ohne Gott“
Das Video ist sehr düster, Merton in einem gläsernen Käfig gefangen. Sofort musste ich an Harley Quinn aus „Suicide Squad“ (was für ein schlechter! Film) und an Sabrina Setlur denken. In ihrem Video „Nur mir“ aus dem Jahr 1997 befreit sich die Rapperin aus dem Glaskasten, tritt spektakulär die Scheibe ein.
Ähnlich effektvoll durchbricht Alice Merton die Scheibe, läuft durch die Industriebrache ins Licht – und bekommt in der letzten Szene trotzdem einen Beutel aus dem Hinterhalt über den Kopf gestülpt. Dieses dunkle Ende schreit nach einer Fortsetzung. Vielleicht ist der Song auch Teil des Soundtracks für den Film „Jugend ohne Gott“, der bald in die Kinos kommt. Diese jungen Menschen in weiss, die gefangen und getrieben wirken, finden sich auch in Mertons neuem Video.
Big in the USA
In Kanada und den USA wurde „No Roots“ vor wenigen Tagen veröffentlicht, möge der Song auch dort ein Hit werden. Hierzulande wurde die Plattenindustrie auf die Weitgereiste aufmerksam, Merton wurde jetzt von Sony unter Vertrag genommen. Bleibt zu hoffen, dass sie weiterhin die Zügel in der Hand behält – und der neue Deal nicht ihr gläserner Käfig wird.