Durch einen Zufall entdeckte ich das Buch „Honey Girl“ von Morgan Rogers in der Bibliothek in meiner Nachbarschaft. Es lag auf dem Empfehlungstisch und da sich sowohl die Bib wie auch das Oprah Magazin („Eine aufwühlende und berührende Lovestory“) einig sind, dass es sich lohnt, die Geschichte zu lesen, nahm ich es mit.
Worum geht es in „Honey Girl“?
Die Protagonistin Grace wacht verkatert und verheiratet in Las Vegas auf. Sie erinnert sich nur bruchstückhaft an die letzte Nacht, ihre Begegnung mit Yuki, und ihrer spontanen Hochzeit. Yuki hat das Hotelzimmer verlassen, aber eine Nachricht hinterlassen. Grace hat gerade ihren Doktor in Astronomie gemacht, ist eine Woman of Color und sehr strukturiert. Sie wuchs bei ihrem sehr strengen Vater auf. Hat ihre Liebe eine Chance?
Nach dem Studium und vor dem Jobeinstieg
In „Honey Girl“ stehen zwei Themen im Mittelpunkt: Der steinige Berufseinstieg nach einem Top-Studium inklusive Doktortitel und die Frage, was die Säulen einer glücklichen Liebe bzw. Ehe sein können. Für qualifizierte Frauen ist der Berufseinstieg, ohne ein familiär gegebenes Netzwerk oftmals nicht einfach. Diese Erfahrung habe ich vor über 10 Jahren gemacht und Grace Porter macht diese Erfahrung im universitären Umfeld im vorliegenden Buch. Dass bei den Unis auch hierzulande Einiges im Argen liegt, kann man bei Twitter unter #IchBinHanna nachlesen. Gut oder gar die Beste in einem Fachgebiet zu sein, reicht meist nicht aus, um einen halbwegs fairen Einstieg in die Berufswelt zu schaffen. Grace hat einen unterstützenden und gleichermaßen diversen Freundeskreis. Ich finde es gut, dass z.B. bei zahlreichen Serien wie „GLOW„, „The L Word – Generation Q“ oder dem „Sex and The City“-Nachfolger „And Just Like That“ auf einen heterogenen Cast und somit diverse Lebensrealitäten geachtet wird. Zurück zum Buch: Ob Grace einen Job bekommt, lasse ich an dieser Stelle offen, um nicht zu viel zu verraten.
Betrunken geheiratet und was nun?
Heiraten in Vegas ist der Traum von vielen, was ich sehr gut nachvollziehen kann. Gute Ehen starten dort, weil der Rahmen klar ist: Wir wollen Spaß zusammen und keine 08/15-Spießer:innen-Vermählung, so zumindest mein Interpretationsansatz. Wie kann eine spontan geschlossene Ehe zwischen einer Astronomin aus Portland und einer Crime/Mystery-Radiomoderatorin aus New York werden? Reicht der Funke dieser einen besonderen Nacht? Werden und wollen sie einen gemeinsamen Alltag haben? Nach 329 Seiten Lektüre weiss die lesende Person mehr.
Mein Fazit zu „Honey Girl“
Morgan Rogers hat einen soliden Debütroman veröffentlicht. Die Handlung und die Charaktere sind plausibel, das Einstreuen von Mythen und Sagen passt an den meisten Stellen ganz gut. Ich habe das Buch auf Deutsch gelesen und die Übersetzung von Beate Schäfer liest sich rund. Der Konflikt zwischen den Erwartungen der Familie und der verschlossenen sowie diskriminierenden Arbeitswelt ist gut beschrieben. Die Geschichte von Grace kann einigen Lesenden, die auf Jobsuche sind, Mut machen. In „Honey Girl“ gibt es keine expliziten Sexszenen, die Repräsentanz von verschiedenen queeren Liebes- und Lebenskonzepten wird jedoch beiläufig und selbstverständlich erzählt. Ein paar mehr popkulturelle Referenzen hätte es für meinen Geschmack geben können, gerade durch die Städte Portland und New York. Alles in allem hat mir die Geschichte gut gefallen. Kein Must-Read, aber ein Nice-To-Read.
„Honey Girl“ von Morgan Rogers ist bei dtv als Paperback und als e-book erschienen.
Vielen Dank für den Buchtipp;)