Miki Rasula i owe it to myself

Miki Ratsula veröffentlicht
„i owe it to myself“

Ich sitze in der Berliner Sonne und genieße den letzten Tag meines Urlaubs. Eigentlich hätte ich gern aufs Meer geschaut, aber aufgrund der aktuellen Covid-Umstände, gab es eine Woche in Berlin statt Mallorca. Damit ich das unsägliche Gerede der Lehrerinnen neben mir auf der Bank nicht hören muss, beschließe ich unverzüglich in das Debütalbum von Miki Ratsula reinzuhören.
Der Name sagt mir nichts, aber die Absenderin der Mail, in der der Link zu dem Album ist, brachte schon MUNA in mein Leben und sie hat oftmals gute Musiktipps, in die ich, zugegebenermaßen, nicht oft genug hinein höre.

Miki Ratsula nicht Mykki Blanco

Als ich meiner Freundin davon erzählte, dass ich ein Album von einer Person namens Miki heute zum ersten mal hörte, meinte sie sofort, dass sie Mykki Blanco schon lange kenne. Das ist super, aber hier geht es nicht Mykki Blanco, sondern eben um Miki Ratsula.
Miki Ratsula ist eine nicht-binäre Person mit finnischen Eltern, die in Südkalifornien lebt. Die Sonne Kaliforniens hört man jedem der 13 Songs auf „i owe it to myself“ an. Es sind entspannte akustische Gitarrensongs. Die Tracks sind eingängig, genaues Hinhören lohnt sich. Die Sichtbarkeit und Repräsentation von nicht-binären Musiker:innen wächst. Miki ist u.a. neben G Flip, Tash Sultana, Dorian Electra, Demi Lovato, Sam Smith oder Christine and The Queens in bester Gesellschaft. Diese Entwicklung macht Mut, dass wir uns zukünftig in weniger stereotypen Gender-Korsetten bewegen müssen.

Vom langen Weg zur Selbstliebe, dem Verlieben im Gemüseladen und der Zukunftsangst

Alle Songs haben beim ersten Hören diesen gelassenen „Ich mache mir noch einen Kaffee und von diesem Kaffee mache ich ein Bild für Instagram“-Vibe. Ein akustischer Filter, der alles etwas wärmer aussehen lässt. Dabei geht es um tiefe Verunsicherungen und Verletzungen auf dem Debütalbum von Miki.
„I wrote this song about my fears that my girlfriend would still love me after the surgery and after my body looked different.“ sagt Miki über den Song „second“. Die Person hat bereits einige Musikvideos veröffentlicht, auch zu genau diesem Lied. Die Narben auf der Brust nach der Mastektomie sind deutlich zu sehen. Miki singt einen Satz, der für alle Menschen stimmt:
„I just wanna love myself so I can love you better“. Selbstliebe ist das Fundament, alles andere ist Bonus.

Diese fragile Liebesgeschichte geht mir zu Herzen und das Video endet mit einer Referenz an einen Film, der mich auch nachhaltig beeindruckt hat, „Melancholia“.
Eine süße, gesungene Liebeserklärung an Mikis Freundin ist „Grocery Store“. In Berlin Schöneberg sind Bioläden auch real life „OkCupid“-Spots, so meine Beobachtung.
Den Song „Sugarcane“ hat Miki Ratsula gemeinsam mit Dana Williams aufgenommen.
Verliebtsein und ein Zuckerrausch können sich durchaus ähnlich anfühlen, daher ist das Video eine süße Angelegenheit zwischen Cupcakes, Lollis und einer Badewanne voller Bonbons. Nicht jede Person kann in Diamanten baden, wie Taylor Swift. Aber rote Sonnenbrillen mit Steinchen auf dem Rahmen stehen beiden musizierenden Personen gut.

Da das Leben aber keine Pralinenschachtel ist (Süßes, Filme und Referenzen, dieser Satz musste sein), geht es beim letzten Song „reeboks“ um Zukunftsangst. Dazu sagt Miki selbst: „reeboks is a song about being so anxious for the future that I end up just running myself into the ground.“
Am liebsten würde ich Miki sagen: Hey, du hast ein richtig gutes Debütalbum hinbekommen und bist, wie wir alle, auf dem Weg. Krieg, Krisen, Körperideale auf der einen Seite – Sonne, Liebe und „Keep on Dancing Till the World Ends“ auf der anderen Seite.
Machen wir das Beste daraus und folgen wir Britney, die uns gezeigt hat, wie man überlebt.

Es ist kein Fehler, sondern eine Empfehlung „i own it to myself“ zu hören

Und vielleicht ein paar schicke TikToks dazu zumachen, damit Miki Ratsula bekannter wird. An dieser Stelle noch einmal Danke an meine Banknachbarinnen im Park, ohne die ich wahrscheinlich das Album nicht gehört hätte. Wenn ihr jemals auf meinem Blog kommen solltet: Herzlichen Glückwunsch, ihr habt die Thermomix- & Schullästereien-Ära verlassen.

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