Kate Nash – Yesterday Was Forever – Folge dem weißen Kaninchen

Depressionen, unglückliche Affären aber auch ausgelassene Karaoke-Nächte und das Glück einen geretteten Vierbeiner um sich zu haben – Kate Nash hat in den letzten Jahren viel erlebt. Einige Ereignisse hat sie als Vorlage für ihr neues Album „Yesterday Was Forever“ genommen.

Life In Pink – Mit GRRRL Power gegen Panikattacken

Mit den Worten „I think about death all the time“ eröffnet Kate Nash ihre neue Platte. Der Song „Life In Pink“ fängt pur, nur mit Holz-Gitarre und Gesang, an. Er entwickelt sich dann aber zu einem druckvollen Pop-Song mit Riot GRRRL-Anleihen. Bei ihrem Konzert in Berlin im vergangenen Jahr sprach Kate auf der Bühne über den damals noch unveröffentlichten Song „Musical Theatre“, in dem sie eine Panikattacke beschreibt. „Es ist in Ordnung, über psychische Probleme zu reden. Viele von uns haben sie und kämpfen jeden Tag“, sagte die gebürtige Britin im Festsaal Kreuzberg und stimmte dann „Musical Theatre“ an, der es auch final aufs neue Album schaffte.

Kate Nash live im Festsaal Kreuzberg bei der „10 Years Made Of Bricks“-Tour

Die Girl Gang – gegen patriarchale Strukturen im Musikbiz und anderswo

2013 erschien Kates drittes Album „Girl Talk“, auf dem sie zum ersten mal musikalisch die politische bzw. feministische Verwandtschaft zu u.a. Kathleen Hanna und Sleater-Kinney hörbar machte. Spätestens seit diesem Album setzt sich die Musikerin und GLOW-Schauspielerin für einen intersektionalen Feminismus ein. Sie startete in ihrer Garage die Girl Gang, produzierte kurze GG-Videos für youtube und schrieb z.B. einen Gastbeitrag für das „Can you Deal“-Zine von Bleached-Sängerin Jennifer Clavin. In dem Artikel schrieb sie über ihre Anfänge im Musikgeschäft, ihren Ex-Manager, der sie um eine Mange Geld brachte und über Plattenfirmen-Männer, die sie als junge Frau nicht ernst nahmen. Am Ende des Artikels gab sie eine Mailadresse an, unter der sie junge Musikerinnen kontaktieren konnten, falls sie Fragen hatten (die Frag-Kate-Aktion war zeitlich begrenzt).

Crush & Karaoke

Kate lebt seit einigen Jahren in L.A. und dort scheinen die Männer auch nicht alle verstrahlte, herzensgute Hippies oder Muscle Beach Boys zu sein. Auf „Yesterday Was Forever“ gibt es Songs wie „Drink About You“, „Hate You“ oder „California Poppies“ in dem es heißt: „You broke my heart for a couple of beers“. Unsere Lieblings-Netflix-Wrestlerin lässt sich nichts mehr gefallen (since Foundation, u remember?) und diese Fuck-you-you-broke-my-heart-Songs sind richtig gut. Zu „Drink About You“ würde ich gerne mal tanzen, ich liebe die Energie des Tracks. Oder Karaoke singen. Das Video bietet dazu die perfekte Vorlage.

Erregte Engtanz-Momente

„Body Heat“ und „Karaoke Kiss“ sind die Engtanz-Nummern auf dem Longplayer, die jedem Backstreet Boy die „Quit Playing Games“-Slomo-Tränen in die Augen treiben. Um körperliches Vermissen und Begehren geht es in „Twisted Up“.

Liebeserklärung an Stella und die Musik

Kate Nash ist sehr tierlieb: Seit vielen Jahren ist sie die Adoptivmutter von Zwergkaninchen Fluffy, das aktuell bei ihrer Mama in London lebt. In L.A. rettete sie Stella, einen Hund, den ein Typ ganz schnell loswerden wollte, da sie unter die Kampfhunde-Gesetze fällt. Die Musikerin zögerte nicht lang, zahlte die Ablösesumme von 200 Dollar und bildet seitdem ein Dream Team mit Stella. Für die Hündin hat sie „My Little Alien“ geschrieben, hach.
Der letzte Song auf dem Album heisst ganz programmatisch „To The Music I Belong“. Was für ein Glück für uns Hörer*innen.

Das neue Album: Hot oder Schrott?

„Yesterday Was Forever“ ist ein Album, auf dem vielleicht der Radio-Überhit fehlt, Kate Nash aber die wichtigen Themen der Menschheit (ja, nichts weniger als das, haha) aufgreift: Liebe zu Menschen und Tieren, die Enttäuschungen, die damit einhergehen können – und die Idee/das Mantra, trotz und alledem immer wieder aufzustehen.
Rein kapitalistisch betrachtet hat es sich also gelohnt, einige Euros via Kickstarter in die Platte zu investieren. Vielleicht spare ich so an Selbsthilfe-Büchern oder an ausufernden Besuchen in Karaoke-Bars. Ok, das ist Quatsch. Kate Nash ist und bleibt eine meiner liebsten Musikerinnen und Schauspielerinnen, weil sie woke ist und einfach gute Songs schreibt. Und live niemals enttäuscht.

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