Gestern war ich bei meinem ersten Solokonzert von Tasseomancy in Berlin, im ACUD. Es waren gleich zwei Premieren, da ich auch in dem Club zuvor noch nicht war.
2011 habe ich Sari und Romy Lightman, die zusammen als Tasseomancy auftreten, zum ersten mal live gesehen. Damals waren sie mit Austra unterwegs, haben die Band um Katie Stelmanis mit ihrem Tanz und ihrem Backgroundgesang unterstützt. Das passte richtig gut und bei jedem Austra-Konzert, wo die Lightman-Zwillinge nicht den Rahmen gebildet haben, fehlte, nicht nur mir, etwas.
Weissrussische Elektrosongs zum warm wippen
„Do Easy“ heißt die neue Platte, die die wunderbare Anna hier ganz treffend rezensiert hat.
Bevor eines meiner Lieblingszwillingspaare aus Kanada die Bühne betrat, gab es weißrussische getragene Elektro-Nummern von Chikiss zu Hören. Gefiel mir ganz gut, so konnte ich mich schon mal warm wippen.
Etwas erstaunt war ich, als die Leinwand, auf der eben noch impressionistische Visuals und englische Übersetzungen der russischen Texte von Chikiss liefen, einfach hochgerollt wurde.
Tasseomancy machen sehr ruhige, sphärische Musik, da würde eine visuelle Unterstreichung durchaus Sinn machen.
Eine kleine dunkelhaarige Frau, die sich in eine große Patschuli-Wolke hüllte, schob sich an mir vorbei. Sari Lightman, die rote Samtplateauschuhe und ein schwarzes Kleid mit großem Schnürrausschnitt trug, bahnte sich ihren Weg auf die Bühne. Die Lichtstimmung passte zum Glas Rotwein in ihrer Hand und sollte sich den ganzen Abend über nicht ändern, es blieb bei dunkelrot.
Olga war direkt einwenig verliebt und Kaan direkt verzückt.
Der Albumopener „Dead can Dance & Neil Young“ war auch der erste Song des Abends in Berlin. Saris Stimme klingt live genauso gut, warm und schmeichelnd wie auf Platte.
Die sedierte Sari
Sie wirkte sediert, bewegte sich sehr langsam und thematisierte ihr Relaxtsein auf der Bühne. Sie fügte hinzu, dass wir uns melden sollten, wenn es uns zu entspannt sei. Nee, passte alles, „Do easy“ live eben. Warum die Kanadierin schwebte, kann abschließend nicht geklärt werden, textsicher war sie aber. Romy hatte ein weiße Hose mit hoher Taille und dunklem Oberteil an, sie spielte Bass und Gitarre. Die Lightman-Zwillinge präsentierten ausschließlich Songs der aktuellen Platte wie z.B. „Claudine“, „Gentle Man“ oder „Jimi Infinity“. Sari und Romy wurden live von dem Multiinstrumentalisten Evan Cartwright, der an den Drums, Midi-Pad, Laptop und Keyboard zauberte, unterstützt. Als letzten Song gab es den unfassbar entspannten Titeltrack „Do Easy“.
Das Konzert dauerte keine Stunde und war, genau, sehr entspannt.
Zum ACUD: Der Club ist klein, gemütlich, nicht versifft und man sieht von allen Plätzen aus gut. Zu dem gibt es dort „All Gender“-Toiletten und vertretbare Getränkepreise, für eine Lemonaid zahlte ich 2,50 Euro.
Einen kleinen Wunsch habe ich noch: Romy, Sari, bitte tretet noch einmal mit Austra in Berlin auf. Solo seid ihr super, aber mit Austra eben auch. Denkt doch mal, ganz entspannt, darüber nach.